Das Ratespiel

Du sollst doch nichts sagen, kein einziges Wort! Wenn Du uns schon etwas mitteilen willst, wünscht es vielleicht gar zu sehr, ja flehst darum ganz unterwürfig, bettelst mitunter verzweifelt, so muß es mit einfachsten Zeichen, doch völlig geräuschlos geschehen; es sind Dir nicht einmal mehr Gesten, nicht die geringste Gebärde erlaubt! Noch höchstens darfst Du nicken, ein Zwinkern mit den Augen, doch nur wenn es vollkommen zustimmend ist, sei Dir vielleicht noch erlaubt.

Wir haben Dir zwar Dinge ganz vorne auf den Tisch gelegt, doch darfst Du sie niemals berühren, auf gar keinen Fall zur Hilfe nehmen, wage es niemals, sie anzufassen! Selbst darauf zu zeigen, es sei Dir nicht erlaubt. Die Strafe, die Dir dann blüht, ist für Dich ganz unvorstellbar! Denn Deine Phantasie reicht dazu nicht aus!

Und ebensowenig sei Dir gestattet, mit irgend einem Gegenstand, erst recht nicht mit einem, der lebt, in irgendwelche Kontakte zu treten. Du fügst hierin bereits fabelhaft, hast Dich in alles hineingepaßt, weil wir doch ständig verhindern, daß Du Dich überhaupt rührst, womöglich vom Tische erhebst, vielleicht noch feige versuchst, vor Deiner Aufgabe auszureißen, am Ende es Dir gar gelingt, von Deinem Platze zu fliehen. So wirst Du zur Antwort gezwungen, denn fortbewegen kannst Du Dich nicht, bist an Deinen Sitz gefesselt, die Stuhlbeine fest in den Boden gerammt.

Du weißt diese Dinge sehr gut. Nun sollst Du es endlich erraten! Und weil wir so bescheiden sind, verlangen wir auch gar nicht mehr. Es ist doch eigentlich kinderleicht, im übrigen Deine eigene Schuld! Du bist für Dein Leben verantwortlich!

Sonst werden wir andere Seiten aufziehen! Dein überaus frecher Gesichtsausdruck, er wird Dir schon sehr bald vergehen, dann lächelst Du aber bestimmt nicht mehr. So strenge Dich endlich an! Und weil Du Dir so wenig Mühe gibst, haben wir einen Preis ausgesetzt, sind darin noch äußerst großzügig, daß Du vielleicht am Leben bleibst, wenn Du es endlich errätst. Doch ist die Zeit des Ratespiels gerade eben abgelaufen.